Zehn Körnchen Erde verstreut mitten im Meer . . .
. . . heißt es in einem Lied des Komponisten Jotamont über seine Heimat, die Inselgruppe der erst seit 1975 von der Kolonialmacht Portugal unabhängig gewordenen Republik Kap Verde. Aus den Sprachen der aus verschiedenen Regionen des afrikanischen Kontinents verschleppten Menschen und dem Portugiesischen entwickelte sich die erste Kreolsprache der Welt, und aus den verschiedenen kulturellen Einflüssen entstand die erste kreolische Gesellschaft mit einer hybriden Identität und einer eigenständigen Kultur, die neben der Sprache auch eigene Musikformen wie Morna, Coladera und Funaná und seit dem 19. Jh. eine eigene reiche Literaturtradition hervorgebracht hat. Trotz der Heterogenität der Inseln überwiegt das Verbindende der kreolischen Kultur, die, wie der kapverdische Schriftsteller und Diplomat Jorge Tolentino erklärt, ihrer genetischen Natur nach kosmopolitisch ist.