Ein alter Mann im grauen Regenmantel irrt durch die Straßen einer europäischen Großstadt. Er setzt sich in ein Kaffeehaus, zieht ein zerknittertes Notizbuch aus der Tasche, liest und schreibt. Er versucht, seiner Erinnerungen an Nilufar Herr zu werden. Eines Tages war sie ihm wie eine Taube zugeflogen und hatte sich ganz einfach neben ihm auf die Parkbank gesetzt. Ein rätselhaftes Gefühl uralter Liebe, Freundschaft und Einheit verband die beiden. Im Glanz ihrer lebenssprühenden Augen fand er sein Leben wieder. Sie, und nur sie, konnte sein Schweigen brechen. Warum hat er sie wieder verloren?
Mahmud Doulatabadi erzählt von der Macht einer Liebe, die an noch größeren Mächten scheitert: an den Zwängen einer traditionellen Familie, der politischen Starre und am eigenen Unvermögen.
Mahmud Doulatabadi, geboren 1940 im Nordosten Irans, arbeitete in der Landwirtschaft und als Handwerker. Später absolvierte er die Theaterakademie in Teheran und war eine Zeit lang Schauspieler. Aus politischen Gründen war er zwei Jahre in Haft. Mahmud Doulatabadi gilt als bedeutendster Vertreter der zeitgenössischen persischen Prosa; er lebt mit seiner Familie als freier Schriftsteller und Universitätsdozent für Literatur in Teheran.
»Jeder, der
Nilufar liest, wird eine andere Deutung der Geschichte haben. Für die einen ist es ein Thriller, in dem ein Mann einen anderen Mann verfolgt, um ihm auf die Schliche zu kommen. Andere hingegen sehen darin eine vollkommene Liebeserklärung an eine Frau, Nilufar. Eine dritte Leserschaft sieht in
Nilufar ein philosophisches Meisterwerk: Auf der Suche nach sich selbst, dem Sinn des Lebens, der Vergangenheit, dem eigenen Ich. Unaufhörlich treibt der Held die Geschichte voran. Wortgewaltig und facettenreich wird Gheiss zu einer Art iranischem Leopold Bloom. Immer auf der Suche nach Antworten.«