Dass der Wahnsinn der Normalität noch einige Dimensionen mehr zu bieten hat als Arno Gruens berühmtes Buch mit diesem Titel, zeigt der soeben erschienene Tagungsband zu den Basler Psychotherapietagen 1999. Arno Gruens Beobachtung war, dass Menschen, die aufgrund frühkindlicher Anpassung an die elterlichen Machtbedürfnisse den Bezug zu den eigenen Gefühlen verloren haben, einen rationalen, gut kaschierten, eben "normalen" Wahnsinn praktizieren, der in Zerstörung resultiert - Brutalität der Kriege und des Alltags. Der Tagungsband demonstriert nun, dass das Spektrum des normalen Wahnsinns über die tiefenpsychologische Analyse Gruens hinausgeht und weite Teile unserer Gesellschaft charakterisiert. Franz Alt zeigt beispielsweise, wie die Kapitalinteressen unvernünftiges, umweltschädliches Verhalten regelrecht erzwingen. Der Therapeut Wolfgang Schmidbauer beschreibt, wie der Anspruch auf schnelle Befriedigung die Welt regiert und Stanislav Grof weist darauf hin, dass es oft gerade die besonderen, von unserer Gesellschaft pathologisierten Bewusstseinszustände sind, die uns weiter bringen. Ein lesenswertes Buch für alle, die den Wahnsinn der Normalität begreifen wollen.
»Wahnsinn und Normalität« mit Beiträgen von: Franz Alt, David Boadella, Eugen Drewermann, Karl Geck, Christina Grof, Stanislav Grof, Arno Gruen, Arny Mindell, Rainer Pervöltz, Christoph Pfluger, Jirina Prekop, Monika Renz A. Riecher-Rössler, Wolfgang Schmidbauer, Bertold Ulsamer.